Wo: Deutschland, Müritz Wann: Juni 2012 Einen kleinen Knuff könne sie schon ab, sagt unser Einweiser, aber etwas langsamer gehe es eigentlich besser. Ich nehme noch einen Anlauf für den nächsten Knuff, wenn das Schiff das nicht abkann, hätte es sich nicht von uns mieten lassen sollen. Routiniert rufe ich der kleinen Matrosin zu „Spring mit dem Seil auf den Steg und mach das Boot mal fest“. Über das Wie hatten wir uns vorher nicht abgesprochen, aber der Einweiser steht zum Glück noch auf dem Steg und zeigt der frischgebackenen Matrosin, wie man die das Boot vertäut und die Klampe richtig belegt. Zwischen uns und dem großen Abenteuer liegt nur noch Proviant bunkern und die Kojen testen. Am nächsten Morgen geht’s los. Unser Hausboot, die Elde, ist mit ihren 31 Jahren eine in Ehren ergraute Lady, aber für uns ist es das Schiff, das unseren lange gehegten Traum vom Abenteuer auf See erfüllen soll. Mit Vollgas fahren wir aus der Hafenausfahrt der fehlenden Sonne entgegen. Die Bugwelle bei Vollgas kann nicht einmal die vielen Kajakfahrer aus nächster Nähe erschrecken. Nur die Entenküken scheinen uns im Vorbeifahren anzugrinsen. Hui, die Welle kribbelt aber an meinem Bürzel. Egal. Wir fühlen uns wie Käpt’n Iglo, der gerade den größten Fischstäbchenfang seines Lebens an Bord gehievt hat. Nur steht unser Käpt’n noch stilecht an der Pinne eines Hausbootes vom Typ Galle, sein Matrose sitzt vorschriftsmäßig, aber sehr cool auf dem Dach und hält nach Süßwasserhaien Ausschau. Von allen Booten, die uns überholen, winken uns die Besatzungen freundlich zu. Wir sind trotz Vollgas die langsamsten, aber irgendwie scheinen uns alle ein wenig um diese ursprüngliche Form des Hausbootfahrens zu beneiden. Wäre Käpt’n Iglo nur ein wenig mehr wie wir, müsste er heute keine Werbung für paniertes Geflügel machen. Die erste Schleuse kommt in Sicht, beim Einfahrversuch springt die Ampel direkt vor uns auf rot. Rückwärts aus der Schleuse raus und in einem Zug am Steg anlegen – kein Problem. Es ist, als würden wir nie etwas anderes machen, als mit der Elde über die mecklenburgische Kleinseenplatte zu schippern. Nach unserem Anlegemanöver sehen wir die Besatzung eines Faltbootes, das sich ein wenig über uns beschwert. Ups, der tote Winkel eines knapp 11 Meter langen Schiffes scheint ein wenig größer zu sein. Aber ich erinnere mich an meinen Lehrer im Kurs für den Bootsführerschein; Grundregel auf dem Wasser ist, immer auf den schwächeren Rücksicht zu nehmen. Wir mit unseren knapp drei Stunden Fahrpraxis waren in diesem Fall eindeutig die schwächere Partei, also alles regelkonform. Mittags ankern wir in einer kleinen Bucht des Zotzensees. Es gibt keine Fischstäbchen, sondern nur Nudeln mit Tomatensoße. Während ich mich als Smutje betätige, hat die Matrosin Ankerwache. Immer schön peilen ob wir treiben. „Klar treiben wir, aber ich schalte mal das Echolot an und schaue, dass wir immer genug Wasser unter dem Kiel haben“, ist die Antwort. Bei der Vorbereitung auf unser nachmittägliches Kartenspiel ist das Echolot irgendwie aus dem Fokus geraten. Nach unserem Spiel zeigt das Echolot nur noch zwei Striche. Zum Glück ist es etwas übervorsichtig eingestellt und wir können unsere Fahrt ohne Grundberührung fortsetzen. Als wir nach drei Tagen wieder in der Charterbasis ankommen, legen wir in einem Zug an und die Elde stoppt direkt vor dem Steg. Ganz ohne Knuff. Die Matrosin macht das Anlegemanöver inzwischen unter 30 Sekunden und die Klampen sind wirklich sturmsicher belegt. Es geht doch. Unsere Lust nach einem Abenteuer auf See ist jetzt erst einmal gestillt. |
Eigenes Hausboot
Selbst einmal Kapitän sein? Kein Problem, auch ohne Bootsführerschein kann man ein Hausboot auf der Mecklenburgischen Seenplatte mieten. |
Ich war auch schon da. Alles Supiiiiiii!
Die kleine Tochter
Pingback: Aus dem digitalen Verließ an die Wand | Spinagel