Wo: Craigellachie, Schottland Wann: April 2014 „Wow! Hast Du den dahinten gesehen?“, fragt mich Poldi und zeigt auf den bärtigen Hünen mit dem Kindergesicht. Auf der anderen Seite der Halle prügelt er mit einem riesigen Hammer ein paar Eisenringe auf ein mannshohes Fass, als ob er einen Weltmeistertitel gewinnen will. Der freundliche Schotte in unserer Begleitung sieht unser Staunen und erklärt uns mit einem Lächeln, dass die Reparatur von Fässern seit Urzeiten mit einem variablen Lohn vergütet wird, der sich an der Anzahl der fertiggestellten Fässer orientiert.
Jetzt hält es wieder viele Jahre und kann seine Geschmacksstoffe an den guten schottischen Single-Malt-Whisky abgeben. Wir sind in Craigellachie in der Speyside Cooperage, auf einer Führung durch die größte Küferei der schottischen Whiskyregion Speyside. Hier werden jährlich fast 150.000 Holzfässer instand gesetzt. Die Fässer haben einen wichtigen Anteil am guten Geschmack des schottischen Whiskys. Während der Lagerung geben sie ihre Aromastoffe an den Whisky ab und tragen damit, trotz allem Voodoo um die Form der Brennblasen, überwiegend zum Geschmack des fertigen Produktes bei. Nicht ganz so brutal, aber ähnlich flink ist ein älterer Herr direkt unter uns mit seinem Fass zugange. Kraft scheint das eine zu sein, aber Erfahrung ist offensichtlich auch durch nichts zu ersetzen. Viele Dinge werden einfach mit Gefühl und per Augenmaß erledigt. Sollte trotzdem mal ein Maß für ein neues Stück Holz an einem Fass benötigt werden, benutzt der erfahrene Küfer keinen Zollstock. Er reißt sich einfach ein Stück Schilf, das normalerweise zum Abdichten der Fässer verwendet wird, in der passenden Länge ab und fertigt sich mit dieser Schablone das passende Ersatzteil.
Text und Fotos: Boris Kohnke, September 2014 |
Fässer
Fässer von der iberischen Halbinsel sind inzwischen ein begehrter Rohstoff bei der Whiskyproduktion geworden, da der Portwein- und Sherry-Konsum zurückgeht, der Whiskybedarf aber steigt. Bis zu drei Mal können diese Fässer wiederverwendet werden, danach brauchen die Brennereien neue gebrauchte Fässer. Bei der Aufbereitung werden die Fassdauben innen abgeschliffen und das Fass erneut ausgebrannt. So kann die nächste Schicht Holz wieder ihre Aromastoffe an den Whisky abgeben.Bei den häufiger verwendeten Bourbon-Fässern ist der Nachschub kein Problem. Diese dürfen in den USA nur einmal für die Lagerung von Bourbon benutzt werden uns stehen danach dementsprechend reichlich für schottischen Whisky zur Verfügung.Je kleiner das Fass ist, umso mehr Holz kommt mit dem Whisky in Berührung und umso schneller geht der Reifeprozess vonstatten. Bei der Whiskyproduktion werden hauptsächlich folgende Fassgrößen eingesetzt:Barrel Hogshead Butt Fassbau Fässer bestehen aus folgenden Einzelteilen: Fassdauben: Die einzelnen „Bretter“ des Fasses. Fassreifen: Sie halten die Dauben in Form und sorgen durch richtige Platzierung für die Dichtigkeit des Fasses. Für Whiskyfässer werden sie aus Eisen gefertigt. Deckel: Meist aus demselben Holz wie die Dauben. Sie bestehen aus einzelnen Brettern, die mit Holzdübeln zusammengehalten werden. Dichtmaterial: Die minimalen Hohlräume zwischen den Dauben und den Deckelbrettern sowie zwischen Deckel und Fasskörper werden mit Schilf abgedichtet. Schilf quillt bei Berührung mit Flüssigkeit auf und sorgt so automatisch für ein dichtes Fass. |
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