Wo: Hamburg – Deutschland Statt in der Hamburger City von Passage zu Passage zu schlendern, ziehe ich an einem freien Oktobertag die Natur vor. Von Park zu Park soll es gehen. Hunderte von Grünanlagen verteilen sich über die gesamte Stadt und machen Hamburg zu einer grünen Metropole. Kleine neue Parks wie der Antonipark (besser bekannt als Park Fiction) und große alte Parks wie der Jenischpark reihen sich sogar direkt an der Elbe aneinander. Rund sieben Kilometer sind zwischen diesen beiden zu überbrücken und genau diese Tour am Wasser habe ich mir vorgenommen. Ein wunderschöner Elbe-Park-Spaziergang, der auch im kühlen Herbst viel Spaß macht. Vormittags liegt noch etwas Nebel über der Elbe, als ich am Park Fiction hoch über der St. Pauli Hafenstraße starte. Die Stahlpalmen vor den Stahlkränen im Hafen geben ein skurriles Bild ab. Dieser Park ist anders, mehr Kunstprojekt als klassische Grünfläche. Über den Fischmarkt geht es gleich weiter an der Großen Elbstraße entlang Richtung Neumühlen. Den Altonaer Balkon, den Heine Park, Donners Park und Rosengarten lasse ich noch rechts liegen, denn ich will erst mal vorankommen und zu Hamburgs Elbstrand gelangen, der hinter dem Museumshafen Övelgönne beginnt und im Sommer ständig überlaufen ist. Doch an diesem grauen Herbsttag treibt es tatsächlich nur ein paar Touristen hierher. Ich bin überrascht: Die Strandperle, der Anlaufpunkt für ein sommerliches Feierabendbier im Elbsand, hat geöffnet. Ich war wohl schon lange nicht mehr hier, denn mittlerweile spielt die Jahreszeit für die Öffnungszeit kaum noch eine Rolle. Das Café-Imbiss-Restaurant ist teilweise durch Markisen geschützt, so dass den Gästen Wind oder Regen nicht viel ausmachen. Ich bin dabei! Flugs nehme ich mir eine Kuscheldecke, bestelle eine Linsensuppe und genieße die frische Luft und den Elbblick! Gut gestärkt bewältige ich den kleinen Abstecher auf die höher gelegene Elbchaussee nun mit Leichtigkeit. Direkt von der Strandperle geht der Schulberg steil den Hang hinauf. Oben auf der Elbchaussee angekommen, nervt schnell der Autoverkehr. Mehr Villen als Wasser, denke ich noch und nehme die Himmelsleiter als nächste Gelegenheit wahr, um über ihre Treppenstufen wieder zurück auf die kuschelige Gasse Övelgönne zu gelangen. Meinen Spaziergang setze ich am Hans-Leip-Ufer fort, bis ich zu Schröders Elbpark komme. Eine kurze Parkdurchquerung führt mich wieder hoch auf die Elbchaussee. Nun ja, meine Oberschenkel-Muskulatur wird es mir danken. Und die schöne Ringelnatztreppe (Foto unten), auf der ich wieder bergab zur Elbe spaziere, hätte ich sonst nie entdeckt. Längst hat sich der Nebel verzogen. Den nächsten Teil der Strecke will ich einfach nur bummeln, die Schiffe beobachten, einen Blick in den Hindenburgpark werfen, Hundebesitzer grüßen, Radfahrern ausweichen, tief durchatmen – und gucken, was in dieser Mützensaison bei den Hamburgerinnen so angesagt ist. Da hinten sehe ich schon Teufelsbrück. Vom Fähranleger strömen die Menschen zur Bushaltestelle und zu den Parkplätzen, um bald von ihrer Arbeit auf der anderen Elbseite nachhause zu kommen. Ich halte mich schon ein Stück vor dem Anleger rechts – und begegne dem Teufel. In Stein gemeißelt hält er grübelnd einen Hasen am Ohr fest. Diese Skulptur sehe ich zum ersten Mal und erinnere mich an die dazugehörige Legende. So soll hier der Teufel ehemals den Brückenbauer beim Bau der Brücke über den Bach Flottbek unterstützt und dafür die erste Seele gefordert haben, die die Brücke betritt. Dass es ausgerechnet ein kleiner aufgescheuchter Hase werden würde, damit hatte der Teufel nicht gerechnet. Letzte Station: Jenischpark. Ich gehe ein bisschen über die weiten Wiesen und an der Flottbek entlang, bis ich mich fußlahm auf einer Bank niederlasse. Puh, den circa 42 Hektar großen Landschaftsgarten, schaffe ich jetzt nicht mehr, vollständig zu erkunden. Zufrieden mit dem Tag verlasse ich ihn Richtung Kaisertor, als mir noch ein kurioses Gewächs ins Auge springt: eine Birke, die aus einer Eiche wächst. Hamburgs Parks sind voller Überraschungen. Text und Fotos: Petra Nickisch-Kohnke, Oktober 2017 |
Buch-TippDie Inspiration zu dieser Tour entstammt dem Buch „Spaziergänge am Elbufer und durch die Parks“ von Katrin Schmersahl und Jürgen Weber. Die Autoren haben 12 Spaziergänge ausgearbeitet, beginnend an der Fischauktionshalle in Altona bis zur Hamburger Stadtgrenze in Rissen. Die Touren führen auch über kleinste Wege, die bestimmt noch nicht jeder Hamburger kennt und werden durch viele Infos, Fotos und Kartenmaterial ergänzt. Ein besonderer Hamburg-Führer, der die Natur in den Vordergrund stellt.
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