Wo: Deutschland, Hamburg
Wann: November 2013
Vorbereitung ist alles. Schließlich wollen wir nichts verpassen bei der 5. Nacht des Wissens in Hamburg, die unsere erste ist. Bei rund 1.000 kostenlosen Programmpunkten ist das zwar ein Ding der Unmöglichkeit, aber wir geben unser Bestes. Schon beim Lesen des 156 Seiten starken Programmheftes. Denn die Route muss stimmen, damit wir am Samstag, dem 2. November 2013, so wenig Zeit wie möglich auf den Fahrten zwischen den Veranstaltungsorten verlieren.
Unser Plan steht. Von den 55 teilnehmenden Hochschulen, Forschungsinstuten und anderen Bildungseinrichtungen, die von 17 Uhr bis Mitternacht ihr Wissen preisgeben, haben wir fünf ausgesucht. Und wir haben unser Auto als Verkehrsmittel gewählt, was ich während der mühsamen Parkplatzsuche bereits an der ersten Station bereue. „Wir hätten doch den kostenlosen Busshuttle nehmen sollen“, jammere ich. Bis mich ein Blick auf die Menschenmassen an der Bushaltestelle vorm Eingang verstummen lässt. Bei DESY ist zusätzlich noch Tag der offenen Tür! Hunderte strömen seit 12 Uhr mittags auf das Gelände. Also mit ihnen auf ins Getümmel …
16:00 Rennmaschinen – die DESY-Beschleunigershow
Zehn Minuten vor Beginn stehen wir vorm Hörsaal in Gebäude 5, in dem gleich die „Beschleuniger-Show“ starten soll. Wir halten uns für pünktlich, sind aber zu spät. Alle Plätze sind schon belegt, die Tür ist geschlossen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als unseren Plan umzuschmeißen und das Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY auf andere Weise zu erkunden. Wir begeben uns auf den Rundweg und schlendern an der HERA-Halle mit Deutschlands größtem Beschleuniger vorbei zur PETRA III-Experimentierhalle. Dort lassen wir unsere Körpergröße auf den Mikrometer genau vermessen. Immer noch von der Größe des Geländes und dem Besucherandrang beeindruckt, rutscht mir ein „bisschen wie im Disneyland“ raus. „Nur ohne Rapunzel“, grinst mein Freund.
18:00 Living Place Hamburg – Konzepte für die Wohnung der Zukunft
Die Tür zur Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg am Berliner Tor 21 steht offen, als wir daran vorbei sausen, um rechtzeitig zum nächsten Vortrag ins Zentrum für Energietechnik, Hausnummer 11 zu kommen. Aber da singt doch jemand! Wie schön! Es ist der Chor der HAW „mit weit über 100 Stimmen“, steht im Programmheft. Aber leider müssen wir schnell weiter, am bunt illuminierten Innenhof vorbei zur intelligenten Wohnung „Living Place“. Prof. Dr. Kai von Luck führt durch das technisch aufgerüstete Ein-Personen-Appartement, in dem Teppiche mit Sensoren melden, ob jemand auf ihnen gestürzt ist und Badezimmerspiegel auf Zuruf die aktuellsten Mails anzeigen. Spannend, was alles so geht. Doch hätten wir uns längst nicht so abhetzen müssen, denn die Führung beginnt mit 30-minütiger Verspätung.
20:00 Blicktricks – Anleitung zur visuellen Verführung
In der Innenstadt finden wir um diese Zeit mühelos einen Parkplatz. Vor dem Vortrag von Professor Uwe Stoklossa, Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation, bekommen wir noch die letzten Songs zweier Musikmangement-Studenten mit. Gitarre, Gesang und ein kostenloses Glas Apfelsaft. Puh, diese Pause haben wir uns verdient und Stoklossa erhält anschließend unsere volle Aufmerksamkeit. „1,8 Sekunden wird eine Werbeanzeige nur betrachtet.“, erzählt er. Aha! Mit Kreativität, Witz und Können gelingt es Gestaltern wie ihm, diese Zeit wesentlich zu erhöhen. Wir sind gebannt.
21:00 Abendessen
Ein leerer Bauch studiert nicht gern. Oder war’s ein voller? Egal. Unser sorgfältig ausgearbeiteter Zeitplan sagt Essen! Ein Italiener um die Ecke kocht für uns Nudeln und backt Pizza.
22:30 Schöne der Nacht
Der Modecampus Amgartstraße „wird zum Dornröschen-Schloss – mittels Projektionen von außen und in den Treppenhäusern“. Etwas vollmundig, dieses Versprechen im Programmheft. Wir fahren hin, wir schauen kurz, wir fahren weiter.
23:00 Magische Feuerkünste
Yeah, eine Feuershow zum Abschluss! Das Künstlerduo Robert und Bernd soll um 23 Uhr vorm Hauptgebäude der Universität Hamburg beginnen. Wir sind kurz nach 23 Uhr vor Ort, weil wir uns einen Schlenker zu den fußballspielenden Robotern im Westflügel nicht verkneifen können. Und nun? Nur noch Rauch, ein paar Kerzen und ein sich auflösendes Publikum. Die Party ist vorbei. Na ja, sieben Stunden reichen ja auch. Unser Wissenshunger für heute ist gestillt. Lecker war’s!
Text: Petra Nickisch, www.lichttexte.de
Fotos: DESY, Lars Berg (2), HAW, Holger Braack (1), UHH, RRZ/MCC, Arvid Mentz (1), Jana Tolle (1) |
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Fazit
Unbedingt nächstes Jahr wieder! Und dann nehmen wir uns die Technische Universität Hamburg-Harburg vor, mit Magic Andy und seinem „verrückten Chemie-Labor“. Oder wir machen einen Schnuppersprachkurs Chinesisch an der International School of Management oder gehen zum unterhaltsamen Science Slam an der Hamburger Fern-Hochschule. Jetzt wissen wir ja, dass die angegebenen Uhrzeiten teilweise nur grob eingehalten werden. Dem Spaß der Besucher und dem Engagement der Organisatoren tut das keinen Abbruch. |