Dänemark – Handydetox

Wo: Dänemark
Wann: November 2015

Ein verlängertes Wochenende in Dänemark: Weihnachtsfeier in Helsingør und noch zwei kuschelige Nächte nahe der schmalen Halbinsel Sjællands Odde. Drei kurze Novembertage fern der norddeutschen Heimat – dafür extra ein Smartphone-Datenpaket fürs Ausland kaufen? Och, nö. Kann schon nicht so schlimm werden ohne Internet, denke ich. Handy-Detox liegt ja schließlich voll im Trend.

Dänemark Handy Detox (c) spinagel.deDoch wann war das zuletzt? Ein Tag ohne Smartphone? Die Zeiten ohne mein geliebtes schwarzes Samsung liegen schon fast drei Jahre zurück. Als Erstes durchzuckt mich die Sehnsucht am dänischen Weihnachtsbuffet. So viele unbekannte Leckereien. Hering in Zimtmarinade und erst dieser herrlich frische Grünkohl-Salat mit Äpfeln und Granatapfelkernen, der wäre doch ein Foto und einen appetitanregenden Kommentar auf Facebook wert. Aber nein.

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Am nächsten Morgen beim Frühstück erkennen wir erst, dass wir direkt übers Brötchen hinweg auf den Øresund schauen können. Freier Blick – wenn auch etwas verregnet – bis Schweden! Das würde ich jetzt gern meiner Mutter whatsappen. Aber nein. Mein Freund und ich steigen ohne Erinnerungsfoto ins Auto und machen uns auf den Weg nach Nykøbing. Knapp zwei Stunden Fahrt, auch per Fähre über den Isefjord. Mir zuckt es ständig in den Fingern. Wie gern würde ich wenigstens einmal am Tag meine E-Mails checken. Nein, nein.

Durchschnittlich alle 12 Minuten aktivierten die Probanden einer Studie der Uni Bonn tagsüber ihr Telefon. Davon bin ich doch weit entfernt, beruhige ich mich. Kein viel beschworener Handy-Nacken hat sich bislang bei mir eingestellt, auch keine Nomophobie, die Angst, ohne Handy von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. Und doch. Ich würde am liebsten schon wieder zum Smartphone greifen. Alle Straßennamen enden hier in dieser Siedlung auf „lodden“. Was heißt das wohl übersetzt? „Vej“ erschließt sich ja fast von allein, weil es wie das englische „way“ klingt, also Weg. „Gade“ bedeutet Straße, das weiß ich noch aus dem letzten Dänemark-Urlaub. Doch was heißt „lodden“, verdammt? Das Internet könnte mir bei diesem Straßennamenrätsel helfen. Aber nein!

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Es ist Sonntag. Albern zwar, aber ich bin ein bisschen nervös. Zur Mittagszeit sollten die Gewinnzahlen der Advents-Tombola in meinem Heimatdorf ausgelost und anschließend online veröffentlicht werden. Ob ich gewonnen habe? Keine Ahnung. Ich habe ja kein Netz. Mamma mia, gehöre ich nun doch dazu, zur „Head-down-Generation“? Diese Mitmenschen, die es nicht lassen können und ständig den Kopf senken, um auf ihrem Handy Nachrichten einzutippen, im Internet zu surfen oder Spiele zu spielen? Im chinesischen Chongqing wurde eigens für sie im vergangenen Jahr ein Smartphone-Gehweg eingerichtet, damit es nicht ständig zu Zusammenstößen mit anderen Fußgängern kommt.

Ein Spaziergang am Strand der Ordrup Næs lenkt ab. Vielleicht ist es auch die Ersatzdroge, ein ganz normaler Fotoapparat. Der liegt gut in der Hand und hält zuverlässig die schönen Momente des Lebens fest. Einen Apfelbaum, schon ohne Blätter aber noch mit Früchten, im letzten Sonnenlicht des Tages, die Begegnung mit zwei Rehen. So langsam komme ich zur Ruhe. Hab gar nicht so viel ans Handy gedacht, heute Nachmittag.

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Der Rückweg am Folgetag verheißt: nur noch wenige Stunden bis zur Grenze, dann bin ich wieder online. In Flensburg machen wir einen Kaffeestopp. Ich weiß auf Anhieb gar nicht mehr, wie ich das Muster ziehen muss, um mein Smartphone zu entsperren. Innerhalb von 74 Stunden vergessen. Dann gelingt es. Harmlose 59 Mails und 25 WhatsApps haben auf diesen Moment gewartet. Ich überfliege sie kurz. Nichts Dringendes verpasst.

Text: Petra Nickisch, November 2015
Fotos: Boris Kohnke, Petra Nickisch

Auflösung
Mit „lodden“ hat mich das Internet etwas allein gelassen. Nur im Langenscheidt Online-Wörterbuch bin ich fündig geworden. Demnach bedeutet „lod“ unter anderem Parzelle. Wikipedia erklärt, dass das angehängte „en“ den Artikel ausdrückt, also „die Parzelle“. Na gut, damit kann ich leben. Oder ich muss demnächst mal einen Dänen mit Deutschkenntnissen fragen.
Bei der Advents-Tombola habe ich leider nichts gewonnen. Dabei gab es doch auch ein Smartphone …

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